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Zusammen mit dem ehemaligen Produktionsleiter, sowie auch dem ehemaligen Designer von Faude & Huguenin SA, führt S&E Fortuna Gravuren AG* das Handwerk von Faude & Huguenin weiter fort.
*Teil der S&E Gruppe, Schweizer Marktführer für Sport- &Ehrenpreise (www.se-holding.ch)
Zahlreiche ehemalige Kunden der Faude & Huguenin SA sind uns hierfür sehr dankbar.
Wie den untenstehenden AZ- und NZZ-Artikeln entnommen werden kann, führte eine unfassbar grosse kriminelle Energie innerhalb des Managements der Faude & Huguenin SA (in Liquidation) das Unternehmen in den vollständigen Ruin.
Das Rad der Geschichte zurückdrehen können wir leider nicht. Zusammen mit dem ehemaligen Produktionsleiter und dem ehemaligen Designer von Faude & Huguenin SA – sowie den mehr als 40 Jahren Erfahrung innerhalb der S&E Gruppe im Zinkspritzguss-, Ätz- und Prägeverfahren – bieten wir qualitativ hochstehende Alternativen zum fairen Preis.
Ob Medaillen, Abzeichen, Pins, Plaketten oder Münzen. Unsere Experten stehen Ihnen vom Design bis zur Spezialanfertigung mit ihrem Know-How aus der Zeit von Faude & Huguenin mit Rat und Tat zur Seite.
Gerne finden wir auch für Sie die richtige Lösung und freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme!
Ihr Team der S&E Fortuna Gravuren AG
Telefon: +41 62 721 68 58
Email: info@fortuna-gravuren.ch
AZ, April 2025
2022 ging der Medaillenproduzent Faude & Huguenin in Konkurs – jetzt wurden drei Kader wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung verurteilt. Es bleiben Fragen offen.
Zwei der drei Beschuldigten erschienen am Freitag zur Urteilsverkündung in La Chaux-de-Fonds, der dritte blieb ihr fern. Er sei in Italien, hiess es. Das Gericht hielt ihn, wie das auch der Neuenburger Staatsanwalt Marc Rémy tat, für die treibende Kraft in diesem sehr speziellen Fall.
Der Fall ist der Niedergang der Firma Faude & Huguenin (F&H) in Le Locle NE, die 2022 in Konkurs ging. Sie hatte unter anderem Medaillen und Pokale an Fussballverbände wie Fifa und Uefa oder das Olympische Komitee IOC geliefert.
Die Firma war 2002 aus der Fusion der Aargauer Faude Medaillen aus Gippingen und der kriselnden Neuenburger Firma Huguenin Frères entstanden. Während die Faude im Ätzverfahren Medaillen vor allem für Sportverbände herstellte, produzierte Huguenin im Prägeverfahren besonders hochwertige Medaillen, Münzen und Pokale. Unter anderem auch Objekte wie Prunkorden und Schmuckstücke insbesondere für arabische Staaten.
Im neuen Unternehmen prallten Kulturen aufeinander, die nicht zusammenpassten, allein schon sprachlich nicht. Und in der Chefetage wurden fatale, mithin kriminelle, Fehler begangen.
Die offensichtlichsten kamen am Prozess in La Chaux-de-Fonds zur Sprache. Das Gericht sprach die drei ehemaligen Kader in erster Linie der schweren ungetreuen Geschäftsbesorgung schuldig. Alle drei sind in der Region verankert.
Der langjährige Finanzchef, 54, der sein halbes Leben lang bei Huguenin gearbeitet hatte, erhielt eine Freiheitsstrafe von 40 Monaten unbedingt. Er fabrizierte auch falsche Rechnungen. Er führte, wie er einmal sagte, die Firma so, als wäre sie seine eigene. Den Betriebsleiter, 60, der als Letzter zur Firma gestossen war und selbst Maschinen eingebracht hatte, verurteilte das Gericht zu 24 Monaten bedingt. Den Verkaufschef, 66, zu 14 Monaten. Etwa die Hälfte des Schadens von rund 900’000 Franken ist durch Beschlagnahmungen gedeckt, den Rest müssen die drei zurückzahlen.
Die Strafen entsprechen weitgehend den Anträgen des Staatsanwalts. Er warf dem Trio vor, zwischen 2018 und 2020 insgesamt 431’500 Franken auf ein von ihnen kontrolliertes Raiffeisen-Konto abgezweigt zu haben. 2018 schanzten sich der Finanzchef und der Betriebsleiter zudem 27 Goldbarren zu 100 Gramm zu, die auf Kosten von F&H gekauft wurden.
Das Strafverfahren gegen die zwei Italiener und den Schweizer war Ende 2020 aufgrund einer Strafanzeige des Präsidenten und Besitzers der Firma, Hanspeter Faude, eingeleitet worden. Das Trio war von Anfang an geständig, Geld abgezweigt zu haben. Aber vor allem Finanzchef und Betriebsleiter machten hehre Gründe geltend: Ziel sei es gewesen, die Firma zu retten. Entscheide des Präsidenten hätten die Firma gefährdet.
So gründeten sie heimlich eine neue Firma, mit der sie bei Bedarf neu starten wollten: «Les Artisans Médailleurs». Das nötige Aktienkapital von 100’000 Franken zweigte das Trio bei F&H ab.
Mathias Bauer, Verteidiger des Betriebsleiters, sagt: Es habe aus Sicht der Beschuldigten das Risiko bestanden, dass die Firma aufgrund von Handlungen des Präsidenten in Konkurs ging, dass zahlreiche Arbeitsplätze und das für die Region bedeutende grosse Know-how verloren gingen. Weil «regelmässig grosse Summen an die andere Fabrik nach Indien flossen, weil Maschinen abgebaut und nach Luzern gebracht wurden». Den Konkurs hätten die Beschuldigten nicht verursacht, sagt der Anwalt, leider seien die Verantwortlichkeiten des Eigentümers nicht genauer untersucht worden. Ähnlich äusserten sich im Gespräch Finanzchef und Betriebsleiter.
Die Sache ist verworren. Konkurrenz aus Billiglohnländern machte der Firma zu schaffen. Direktoren- und ein Besitzerwechsel verbesserten die Lage nicht. 2013 schossen auch die drei Beschuldigten Kapital ein, um die Firma zusammen mit Faude zurückzukaufen. Das Geld verloren die drei Kader später, weil sie einen nötigen Kapitalnachschuss nicht mitmachten. So hatte Faude wieder allein das Sagen, was ihm die Romands offenbar übel nahmen.
Dazu kam: Der gescheiterte Versuch, die weniger hochwertigen Medaillen statt in Gippingen in Indien zu produzieren, um konkurrenzfähig zu bleiben, kostete die Besitzerfamilie viel Geld. Dazu kam unter anderem die Pandemie. Am Schluss beschäftigte die Firma in Le Locle noch ein Dutzend Leute, in der Blütezeit waren es 300.
Dass die Kaderleute durch Abzweigen von Geld die Neuenburger Traditionsfirma retten wollten, nahm ihnen das Gericht am Freitag nicht ab. Im Gegenteil: Diese Behauptung sei nichts als zynisch. Für die Richter steht fest: Die drei trugen zum Niedergang bei, von dem sie mit einer eigenen Firma profitieren wollten.
So sieht es auch der Luzerner Wirtschaftsanwalt Federico Domenghini, der die betrogene Firma vertritt. Die drei Manager hätten eine Schattenbuchhaltung geführt mit dem Ziel, selber Geld einzukassieren, sagt er. Er beziffert den Schaden für die Zeitspanne 2013 bis 2020 auf rund 3,5 Millionen Franken. «Davon fehlen heute rund 3 Millionen.»
Zudem habe die Staatsanwaltschaft nicht alle Aspekte abgeklärt, sagt Domenghini, ein Compliance-Spezialist im Edelmetallbereich. So zwei unerklärte Goldtransaktionen in den Jahren 2013 bis 2015. Firmenunterlagen zeigten, dass in zwei Vorgängen rund 7 Kilo Gold in Barren über die Firma liefen. Das Gold, das unbekannter Herkunft sei, wurde an zwei Schweizer Raffinerien verkauft. Der Erlös sei an Faude & Huguenin geflossen, aber sogleich auf das Konto eines Beschuldigten weitergeleitet worden, so der Rechtsanwalt.
Es hätte geklärt werden müssen, so der Rechtsanwalt, ob und wie dieses Gold gegenüber den Raffinerien deklariert worden sei, welche Stempel und Zertifikate es hatte. In diesem Zusammenhang könne à priori nicht ausgeschlossen werden, dass Gold fragwürdiger Herkunft im Spiel gewesen sein könnte.
Eine Antwort seitens des fraglichen Beschuldigten zum Hintergrund des Vorgangs steht aus.
Staatsanwalt Marc Rémy widerspricht. Er sagt: «Ich verfüge derzeit über keinerlei Informationen, die es mir ermöglichen würden, das Unternehmen F&H der Geldwäscherei oder irgendeines anderen Delikts im Zusammenhang mit diesem Gold zu verdächtigen.»
Der ganze Fall ist noch nicht abgeschlossen. Der verurteilte Vertriebschef wird nicht appellieren, wie seine Anwältin sagt. Vor allem der Finanzchef, der ins Gefängnis soll, aber auch der Betriebsleiter könnten in Berufung gehen.
Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung.
NZZ, Ende Dezember 2022
Was 1868 in einer Werkstatt in Le Locle mit der Herstellung von Uhrengehäusen begann, endet in diesen Tagen vor dem Strafrichter: Die Faude & Huguenin SA, weltweit bekannt als Herstellerin von Medaillen, Münzen und Pokalen, musste Konkurs anmelden. Das Management soll in grossem Stil Gelder veruntreut haben.
Wie der Firmenname nahelegt, geht die Faude & Huguenin SA auf zwei Familienunternehmen zurück. Der Neuenburger Strang um die Gebrüder Huguenin etablierte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Windschatten der lokalen Uhrenindustrie. In einer einfachen Werkstatt in Le Locle stellte man ab 1868 hauptsächlich Gehäuse für die renommierten Uhrenhersteller aus der Umgebung her. 154 Jahre später ist die stolze Firmengeschichte tragisch zu Ende gegangen – mit Betrügereien in grossem Stil hat das Management in den vergangenen Jahren dringend benötigte liquide Mittel aus dem Unternehmen abgeführt. Mitte November musste der Konkurs angemeldet werden, wie Martina Faude als Sprecherin der Besitzerfamilie bestätigt.
Nach den Gründerjahren war es mit der Huguenin Frères et Cie SA ständig aufwärtsgegangen. Alsbald wurde die Werkstatt zu klein, 1899 baute man in Le Locle jenes Fabrikgebäude, das bis zuletzt der Standort für die Manufaktur bleiben sollte. Als nach dem Ersten Weltkrieg die traditionelle Taschenuhr mehr und mehr von der Armbanduhr abgelöst wurde, entwickelte man neue Produkte, so etwa Schützenabzeichen und Sportmedaillen.
Dank einem ausgeklügelten Prägeverfahren avancierte der Familienbetrieb aus dem Neuenburger Jura alsbald zum Weltmarktführer. Zu den Kunden gehörten die Fussballverbände Uefa und Fifa, der Internationale Skiverband (FIS) oder das Internationale Olympische Komitee (IOK) ebenso wie das jordanische Königshaus.
Die härteste inländische Konkurrentin in jenen Jahren war das Aargauer Familienunternehmen Faude Medaillen. Wer je an einer Sportveranstaltung oder an einem Volkslauf teilgenommen hat, kennt die Medaillen und Trophäen, die ursprünglich in Gippingen hergestellt wurden. Dank einem ausgeklügelten 2-D-Reliefätzverfahren avancierte Faude in den 1970er Jahren zum Schweizer Marktführer. Das kleine, aber feine KMU belieferte diverse Sportverbände mit den Medaillensätzen aus Gold, Silber und Bronze.
2002 verleibte sich Faude den Wettbewerber aus dem Kanton Neuenburg ein, ab jetzt firmierte man als Faude & Huguenin SA. Die Produktion wurde in Le Locle konzentriert, an wechselnden Standorten in der Deutschschweiz verblieb die Administration.
Rückblickend stellt sich die Frage, ob die zwei Firmenstränge je zusammengewachsen sind. Denn vor zwei Jahren stellte sich heraus, dass gleich drei Mitglieder des Managements in Le Locle das Unternehmen systematisch betrogen hatten. Es handelt sich um den CEO, den Finanzchef sowie ein weiteres langjähriges Kadermitglied.
Die Besitzerfamilie erstattete Anzeige, seither führt die Neuenburger Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren gegen die drei Beschuldigten, wegen des Verdachts des Betrugs und der ungetreuen Geschäftsbesorgung. Wie aus einem Zwischenentscheid des Kantonsgerichts Neuenburg hervorgeht, welcher der NZZ vorliegt, sind die drei Beschuldigten in weiten Teilen geständig. Strittig ist einzig die Höhe der Deliktsumme. Martina Faude schätzt den entstandenen Schaden auf mindestens 1,8 Millionen Franken. Alle drei Beschuldigten befinden sich auf freiem Fuss.
Die Unterschlagung des Geldes habe dem Traditionsunternehmen, das in der Schweiz zuletzt noch rund ein Dutzend Mitarbeiter beschäftigte, zweifellos das Genick gebrochen, ist Martina Faude überzeugt. Sie macht allerdings kein Hehl daraus, dass man sich auch ohne die kriminellen Machenschaften des Managements in einer ökonomisch schwierigen Situation befunden hätte.
Zuletzt war dem Schweizer Familienunternehmen starke Konkurrenz aus China erwachsen. Zwar hatte Faude & Huguenin die Produktion vor einigen Jahren weitgehend nach Jaipur in Indien ausgelagert, wo man eine eigene Fabrik aufbaute. Doch einige komplexe Verfahrensschritte in der Herstellung von Medaillen und Münzen wurden weiterhin in Le Locle ausgeführt. Hier ging aber durch die Pensionierung älterer Mitarbeiter wertvolles Know-how verloren, das nicht adäquat ersetzt werden konnte. Nachwuchs gibt es kaum noch, weil es inzwischen die Berufslehre des Médailleurs nicht mehr gibt.
Auch die zwei grossen Krisen der letzten Jahre und Monate haben das Familienunternehmen mit voller Wucht getroffen: Während der Corona-Pandemie mussten weltweit die meisten Sportveranstaltungen abgesagt werden, was den Bestelleingang für Medaillen und Trophäen um die Hälfte einbrechen liess. Schliesslich machten Faude & Huguenin auch die exorbitant gestiegenen Strompreise in Le Locle zu schaffen.
Neben all diesen Unwägbarkeiten entwickelten die drei Kadermitglieder offenbar eine grosse kriminelle Energie, um das darbende Unternehmen vollends in den Ruin zu führen. Wie aus dem gerichtlichen Zwischenentscheid hervorgeht, hatten sie Ende Oktober 2019 zu dritt ein Konto bei der örtlichen Filiale der Raiffeisenbank eröffnet. Zeichnungsberechtigt für das Raiffeisen-Konto waren die drei Kadermitglieder zu zweit, aber niemand von der Besitzerfamilie.
In der Folge wurden einige grosse Zahlungen von Kunden über dieses Konto abgewickelt. Das eingegangene Geld überwiesen sich die drei Beschuldigten später auf ihre Privatkonten, oder sie hoben es direkt am Schalter ab. Nachgewiesen und von den Beschuldigten eingestanden sind bis anhin unrechtmässige Überweisungen in der Höhe von insgesamt 450 000 Franken.
Einer der mutmasslichen Betrüger hat seinen Anteil von 150 000 Franken inzwischen zurückbezahlt. Bei den zwei anderen konnte zumindest ein Teil beschlagnahmt werden.
Die reichlich seltsam anmutende Geschichte wirft nicht nur die Frage nach der allenfalls mangelnden internen Aufsicht und nach der Revisionsstelle auf. In der Kritik steht auch die Raiffeisenbank, die das kriminelle Trio offenbar gewähren liess, allenfalls unter Vernachlässigung ihrer Sorgfaltspflicht. Dies zumindest moniert Rechtsanwalt Federico Domenghini, der die Besitzerfamilie Faude im Strafverfahren vertritt.
Als betont «zurückhaltend» bezeichnet Domenghini das Vorgehen der Staatsanwaltschaft. Deren Bestreben, weiteren Schaden, wie ihn die Besitzerfamilie geltend macht, strafrechtlich nachzuweisen, erachte er als gering. So soll auch ein Edelmetallkonto, über das Faude & Huguenin bei einer Goldraffinerie im Tessin verfügte, von den drei Beschuldigten zu ihren Gunsten missbraucht worden sein.
Auf Anfrage spricht der zuständige Staatsanwalt Marc Rémy von einer komplexen Untersuchung, deren Ende noch nicht absehbar sei. Weitere Einvernahmen seien vorgesehen, vor Ende 2023 sei ein Abschluss des Verfahrens nicht zu erwarten. Angesichts der Geständnisse ist eine Anklage gegen die drei Beschuldigten absehbar. Fraglich dürfte einzig die Höhe der Deliktsumme sein.
AZ, Ende Dezember 2022
Zu den Kunden gehörten die Fussballverbände Fifa und Uefa oder das Internationale Olympische Komitee IOK: Nun ist die Faude & Huguenin AG mit Wurzeln im Zurzibiet pleite. Drei Mitglieder des Managements sollen im grossen Stil Gelder auf ihre eigenen Konten überwiesen haben.
Für Kunden in der ganzen Welt stellte das Traditionsunternehmen Faude & Huguenin Medaillen, Münzen und Pokale her. Dazu zählen die Fussballverbände Uefa und Fifa, der Internationale Skiverband (FIS) oder das Internationale Olympische Komitee (IOK) ebenso wie das jordanische Königshaus. Entstanden ist das Unternehmen aus zwei Familienbetrieben: Die Neuenburger Wurzeln gehen bis auf das Jahr 1868 zurück, das Zurzibieter Unternehmen gründete Paul Faude im Jahr 1963. Vor 20 Jahren übernahm die Familie Faude das Unternehmen aus Le Locle, 2013 wurde der Sitz in den Neuenburger Jura verlegt.
Nun sind die stolzen Firmengeschichten zu Ende: Die Faude & Huguenin AG hat Konkurs angemeldet. Mit Betrügereien im grossen Stil habe das Management in den vergangenen Jahren dringend benötigte liquide Mittel aus dem Unternehmen abgeführt, schreibt die «NZZ». Zuletzt beschäftigte die Firma noch rund zwei Dutzend Mitarbeitende.
Bei den drei Mitgliedern des Managements, die das Unternehmen systematisch betrogen haben sollen, handelt es sich um den CEO, den Finanzchef sowie ein weiteres langjähriges Kadermitglied. Die Besitzerfamilie um Martina und Hanspeter Faude, der Sohn des Firmengründers, erstattete Anzeige, seither führt die Neuenburger Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren gegen die drei Beschuldigten: wegen des Verdachts des Betrugs und der ungetreuen Geschäftsbesorgung, wie die «NZZ» auf einen Zwischenentscheid des Kantonsgerichts Neuenburg verweist. Die drei Beschuldigten seien in weiten Teilen geständig, nur die Höhe der Deliktsumme sei noch strittig.
Martina Faude schätzte gegenüber der Zeitung den Schaden auf mindestens 1,8 Millionen Franken. Die mutmasslichen Betrüger haben gemäss «NZZ» bis anhin unrechtmässige Überweisungen in der Höhe von insgesamt 450’000 Franken eingestanden. Die Kadermitglieder sollen bei einer Raiffeisen-Filiale im Kanton Neuenburg ein Konto eröffnet und einige grosse Zahlungen von Kunden darüber abgewickelt haben. Das eingegangene Geld sollen sie sich auf ihre Privatkonten überwiesen oder abgehoben haben.
Das Traditionsunternehmen hatte in den vergangenen Jahren mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Konkurrenz aus China wurde immer stärker. Zwar hatte Faude & Huguenin die Produktion 2013 nach Jaipur in Indien ausgelagert. Für komplexere Verfahrensschritte in der Herstellung von Medaillen und Münzen, die weiterhin in Le Locle ausgeführt wurden, fehlte zunehmend das Know-how.
Wegen der Coronapandemie wurden viele Sportveranstaltungen abgesagt, was die Bestellungen für Medaillen und Trophäen einbrechen liess. Und zu guter Letzt machten die massiv gestiegenen Strompreise zu schaffen. Die Unterschlagung des Geldes habe nun dem Unternehmen das Genick gebrochen, sagt Martina Faude gegenüber der «NZZ».
Vor über 150 Jahren gründeten die beiden Brüder Fritz und Albert Huguenin ihr Unternehmen Huguenin Frères et Cie SA in einer Werkstatt in Le Locle. Sie begannen mit der Herstellung von Uhrengehäusen und prägten kurze Zeit später bereits ihre erste Medaille. 1899 bauten sie das Fabrikgebäude, das bis zuletzt Standort für ihre Manufaktur war.
Nach dem Ersten Weltkrieg setzte das Neuenburger Unternehmen auf Schützenabzeichen und Sportmedaillen. Dank eines besonderen Prägeverfahrens stieg es alsbald zum weltweiten Marktführer auf.
Im Jahr 1963 gründete Paul Faude sein Unternehmen in Gippingen und belieferte schon bald verschiedene Sportverbände mit Medaillensätzen. In den 1970er-Jahren avancierte die Firma zum Schweizer Marktführer und härtesten, inländischen Konkurrenten des Neuenburger Familienbetriebes. Dies dank eines ausgeklügelten 2-D-Reliefätzverfahrens.
2002 übernahm das Gippinger Traditionsunternehmen mit damals 60 Mitarbeitenden die Huguenin + Kramer SA mit 93 Mitarbeitenden in Le Locle. Bis zur Auslagerung des Ätzverfahrens von Gippingen nach Indien 2013 blieben beide Produktionsstandorte bestehen. Damals verloren 30 Angestellte im Zurzibiet und 20 in Le Locle ihren Job. Im selben Jahr wurde auch der Firmensitz in den Neuenburger Jura verlegt.
Münzenwoche, Januar 2023
Fast unbemerkt endete 2022 ein mehr als 150 Jahre langes Kapitel der Numismatik: Faude & Huguenin ist pleite. Schuld am Ende des bedeutendsten Schweizer Medaillenherstellers war wohl nicht nur Covid, sondern auch die kriminelle Energie von führenden Mitarbeitern.
Am Anfang der Erfolgsgeschichte standen keine Münzen, sondern Uhren. 1868 gründeten die Brüder Fritz und Albert Huguenin in Le Locle im Kanton Neuchâtel ein Unternehmen, das sich auf die Herstellung von Uhrengehäusen spezialisierte und bald bedeutende Uhren-Hersteller auf der ganzen Welt versorgte. Als die Nachfrage in den späten 1880er Jahren zurückging, stellten sie die Produktion nach und nach auf das Prägen von Medaillen um – mit grossem Erfolg.
In einer Zeit, in der Länder, Städte, Vereine und Privatpersonen mit Begeisterung Medaillen auf jeden Anlass prägen liessen, entwickelte sich Huguenin zum führenden Produzenten in der Schweiz und konnte sich auch international viele Aufträge sichern. Was in einer kleinen Manufaktur begonnen hatte, wuchs dermassen an, dass man 1899 eine eigene Fabrik eröffnen konnte. 1910 hatte die Firma mehr als 300 Mitarbeiter.
In dieser Zeit was Huguenin Frères eine der weltweit bedeutendsten Adressen für die Produktion von Medaillen und auch Münzen. So entstand in Le Locle beispielsweise ein guter Teil aller Schweizer Medaillen, darunter die beliebten Schützenmedaillen, ausserdem Hunderttausende Orden und Ehrenzeichen für Serbien sowie Umlaufmünzen für Polen, Lettland, Rumänien, Bolivien und Ecuador.
Während des Sammlerbooms in den 1970er und 1980er Jahren mache Huguenin Frères erneut von sich reden und produzierte im grossen Stil Medaillen und Non Circulating Legal Tender für Sammler. Immer wieder bewies das Unternehmen dabei Einfallsreichtum. Ein Beispiel: Wussten Sie, dass die erste Farbmünze der Welt, die 1992 im Namen Palaus herausgegeben wurde, in Le Locle produziert wurde?
Ein weiteres wichtiges Standbein der Firma waren zudem die Sportmedaillen. Seit 1952 stellte Huguenin bis zuletzt die schneeflockenförmigen Siegermedaillen für die Ski-Weltmeisterschaft her. Auch die FIFA, die UEFA und das Olympische Komitee gehörten zu den Stammkunden der Firma.
Dennoch geriet Huguenin in den 1990ern in eine Schieflage. Auf dem markt für moderne Münzen herrschte Flaute, billigere Konkurrenz aus Übersee mache europäischen Herstellern zu schaffen. Nach einer Fusion mit dem Medaillenhersteller Paul Kramer aus Neuchâtel 1999 wurde Huguenin 2002 von der Faude Medaillen AG erworben. Das Unternehmen aus Gippingen im Kanton Aargau, gegründet 1963, war bereits Marktführer für Medaillen, Plaketten und Pins für Sportereignisse, die mit einem Reliefätzverfahren günstig hergestellt werden konnten.
Die neue Faude & Huguenin SA hatte aber weiterhin mit Problemen zu kämpfen. Ab 2006 wurde ein Teil der Produktion nach Jaipur in Indien ausgelagert, nur besonders hochwertige Medaillen sollten weiterhin in Le Locle produziert werden. An diesem Produktionsstandort häuften sich in den letzten Jahren weitere Probleme: veraltete Geräte, fehlender Nachwuchs, verlorenes Know-How – keine guten Grundvoraussetzungen, um durch die Corona-Krise zu kommen. Es ist leicht nachvollziehbar, dass der Wegfall von grossen Sportevents auf der ganzen Welt ein gewaltiges Problem für einen führenden Produzenten von Sportmedaillen darstellte. Steigende Material- und Energiekosten waren weitere schwerwiegende Faktoren für das Unternehmen.
Ob die angeschlagene Firma, die zuletzt nur noch um die 12 Mitarbeiter beschäftigte, also überhaupt durch die momentanen Krisen gekommen wäre, lässt sich schwer sagen. Dass Faude & Huguenin nun Mitte November 2022 Konkurs anmelden musste, hatte jedenfalls erst einmal einen anderen Grund. Der letzte Sargnagel war hausgemacht: Wie die Neue Zürcher Zeitung am 12.12.2022 berichtete, sollen drei führende Angestellte Einnahmen unterschlagen haben. An der Besitzerfamilie vorbei sollen unter anderem der CEO und der Finanzchef des Unternehmens Ende 2019 ein Konto eröffnet haben. Die Kunden zahlten statt auf das Firmenkonto auf dieses neue Konto, von dem die Täter das Geld auf ihre Privatkonten überwiesen. Mindestens CHF 450’000 Einnahmen seien dem Unternehmen dadurch verloren gegangen, das sollen die Verdächtigen bereits gestanden haben. Die Besitzerfamilie geht sogar von mindestens 1.8 Millionen Franken aus, die der Firma durch dieses Vorgehen an Einnahmen fehlten.
Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen, gegen die drei Mitarbeiter wurde Anzeige wegen des Verdachts des Betrugs und der ungetreuen Geschäftsbesorgung erhoben. Wie der Fall auch ausgehen wird, für das nun involvierte Traditionsunternehmen kommt wohl jede Rettung zu spät.